Vom 15. bis 19. August 2002 in Weiterstadt. Nachdem bereits im Vorjahr eine Rekordzahl an Filmeinreichungen von der Programmjury gesichtet werden mussten, waren es in diesem Jahr weitere 150 Filme mehr. Das ist ein gutes Zeichen, aber auch sehr hart für viele Filme und deren Produzenten, die vom Filmfestival gerne aufgenommen wären, aber allein aus Zeitgründen abgelehnt werden mussten. Ich finde es sehr erfreulich, dass die Zunahme an Anmeldungen gleichmäßig bei regionalen Filmen wie im internationalen Bereich zu verzeichnen ist.

Im letzten Jahr war die Rekordzahl von 85 Filmschaffenden aus aller Welt zur Präsentation ihrer Beiträge in Weiterstadt. Ich hoffe, dass auch in diesem Jahr viele Filmemacher ihre Werke in Weiterstadt persönlich vorstellen. Dies macht neben dem zahlreichen und aufgeschlossenen Publikum und der außergewöhnlichen Location im Braunshardter Tännchen und im Filmzelt auf dem BMX-Gelände den Reiz des Filmfestivals aus.

Mein Dank gilt allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Kommunalen Kinos für die kontinuierliche Kinoarbeit über das ganze Jahr und die Vorbereitung des Filmfestes. Zu erwähnen an dieser Stelle sei noch, dass das Kommunale Kino im November des vergangenen Jahres zum dritten Mal den Hessischen Filmkunstpreis und zum zweiten Mal den deutschen Kinopreis des Kinematheksverbundes gewonnen hat.

Film ab....

Ihr
Peter Rohrbach
Bürgermeister

Die engagierte Arbeit der Festivalmacher in Weiterstadt, das Gespür für gute Filme und vielversprechende Talente sowie das außergewöhnliche Gesamtkonzept haben dem Filmfest Weiterstadt einen großen Bekanntheitsgrad und enorme Beliebtheit beim Publikum sowie die Anerkennung der Filmwelt eingebracht.

Die Auswahljury konnte in diesem Jahr aus mehr als 1.000 eingereichten Filmen aus über 40 Ländern wieder ein überzeugendes Festival-Programm zusammenstellen.

Die einzigartige Atmosphäre des open air Geländes im idyllischen Braunshardter Tännchen bei Weiterstadt führten in der Presse zur Bezeichnung "Woodstock des Kurzfilms". Die Festivalmacher verstehen es, unterschiedliche Stile und Produktionshintergründe gleichwertig miteinander zu einem überzeugenden Filmfest zu verbinden.

Das Open Air Filmfest Weiterstadt hat sich auf Kurzfilme spezialisiert. Doch auch Kino-Spielfilme und Dokumentarfilme werden präsentiert. Besonders erfreulich ist dabei in diesem Jahr, dass zum Abschluss der Abendprogramme Spielfilme von Filmemachern präsentiert werden können, die in den letzten Jahren mit ihren Kurzfilmen zu den Stammgästen in Weiterstadt gezählt wurden.

Herausragende Filmproduktionen konnte das Publikum beim 25. Open Air Filmfest Weiterstadt im August 2001 genießen. Dort war unter anderem der Film "For The Birds" zu sehen, der im März 2002 mit dem Oscar als bester Animations-Kurzfilm ausgezeichnet wurde.

Internationalität, hervorragende Organisation und die große Popularität sprechen für die Festivalmacher des 26. Open Air Filmfests Weiterstadt.

Ich wünsche den Organisatoren guten Erfolg, allen Teilnehmern viel Spaß und gutes Wetter, wenn es in Weiterstadt wieder heißt: "Film ab".

Ihre
Ruth Wagner
Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst

Hinein ins Vergnügen! 4 Tage Open Air im Braunshardter Tännchen, 4 Tage im Filmzelt auf dem BMX-Gelände: das macht zusammen 5 Tage geballtes, pures Filmeerleben; 5 Tage voller Kurzfilme aller Genres, die unter den unterschiedlichsten Produktionsbedingungen entstanden sind. Um 25 Uhr folgen dann stets noch die etwas längeren - und ebenso faszinierenden - Filme. Denn auch in der 26. Ausgabe des Weiterstädter Festivals - häufiger hat kein anderes hessisches Filmfest stattgefunden - gilt 4 + 4 = 5 und bleiben die Abschlussfilme des Open Air Programms auf 25 Uhr. Gedankenspiele, wie sich Abschlussfilm des einen Abends mit dem Eröffnungsfilm des nächsten Abends beim 45. Open Air Filmfests 2021 überschneiden würden, schritte die Uhrzeit des Abschlussfilms mit dem Alter des Filmfests voran, lassen wir lieber bleiben: schräge Ideen und technische Spielereien wie Doppel- Belichtungen überlassen wir den Filmemachern. Die sich auch in diesem Jahr im inhaltlichen, technischen sowie stilistischen Bereich als außerordentlich einfallsreich erwiesen haben, und die uns mit ihren Werken immer wieder aufs Neue motivieren, diese Veranstaltung durchzuführen. Dafür bedanken wir uns auf das herzlichste - auch bei all jenen, deren Filme leider nicht ins Programm aufgenommen werden konnten, was uns in vielen Fällen sehr schwer fiel. Doch solange wir den Abschlussfilm um 25 Uhr und nicht um 45 Uhr beginnen, sehen wir uns nun einmal zeitlichen Beschränkungen gegenüber, die verhindern, dass wir alles ins Programm aufnehmen können, was wir gerne zeigen würden. Nehmt uns die Absage nicht übel und überrascht uns in den nächsten Jahren mit neuen Ideen. Warnix? Machtnix! Neuer Versuch.

Warnix-machtnix ist übrigens auch ein Hamburger Label, unter dem seit 1992 auf dem Filmfest vorwiegend höchst originelle Super-8-Filme zu sehen waren. In diesem Jahr nun stellt Carsten Knoop erstmals einen der oben erwähnten 25-Uhr-Abschlussfilme: am Donnerstagabend den Vorführ-Effekt. Eine ebenso informative wie unterhaltsame Dokumentation über das Filmvorführen und Filmvorführer, in der auch Weiterstadt in Weiterstadt auf der Leinwand zu sehen sein wird. Und auch an den anderen Abenden können wir in diesem Jahr zum Abschluss lange Werke von langjährigen Kurzfilmern und Weiterstadt-Stammgästen zeigen. Am Freitag beweisen Markus Mischkowski und Kai Maria Steinkühler mit "Westend", dass sympathischen Dauerarbeitslosen Mike und Alfred nicht nur Kurzfilme zum Leben erwecken können (zuletzt bei uns: "Was tun?" auf dem 23. Open Air Filmfest), sondern auch einen 90-Minüter problemlos tragen. Am Samstag folgt das Langfilm-Debüt von Sven Taddicken (seit 1995 regelmäßig in Weiterstadt dabei): die originelle Komödie "Mein Bruder der Vampir" bietet großes Kino mit konsequent umgesetzter eigener Handschrift und löst alle Versprechungen ein, die Kurzfilme "El Cordobes", "Whodunnit" und "Schäfchen zählen" in den Vorjahren abgaben. Der auf diversen Festivals mit Publikums- und Jurypreisen ausgezeichnete Film kommt nach der Projektion im Tännchen Ende September regulär in die Kinos. Am Sonntag folgt dann sogar eine Super-8-Produktion als Abschlussfilm des Festivals (sieht man einmal vom "Best of" am Montag im Filmzelt ab, bei dem wir wie immer neben den Lieblingen der Mitarbeiter auch die dann geäußerten Publikumswünsche nochmals präsentieren): Werner Schiedls (auch er zum wiederholten Male im August von Bayern nach Hessen unterwegs) "Jason in Bavaria" besitzt - insbesondere mitten im wunderbaren Weiterstädter Weltkino-Wäldchen - Kulturpotenzial.

Bei dem erwähnten "Best of" am Montag werden sicherlich zu einem großen Teil Filme zu sehen sein, die auch zuvor ihren Einsatz nicht im Tännchen, sondern im Filmzelt erlebten: das Nachmittagsprogramm im Filmzelt kann man nicht oft genug lobend erwähnen. Wenn es auch schade ist, dass viele spannende Produktionen nur auf Video oder digitalen Formaten entstehen und diesen somit der Weg in das abendliche Open Air Programm verwehrt bleibt, so muss man deren Qualität doch uneingeschränkt anerkennen. Nicht nur Nachwuchsfilmer greifen immer öfter zu diesen doch preisgünstigeren Varianten, auch bekannte Namen wie Aardman Animation ("Wallace & Gromit", "Hennen rennen") oder letztjährige Publikumslieblinge wie Jörg Wagner ("Stapelfahrer Klaus") sind mit ihren neuen (Video)Produktionen in diesem Jahr nachmittags im Filmzelt vertreten. Und auch im Filmbereich sind etwa mit "Merle" und "Die rote Jacke" gleich Freitag Mittag zwei außerordentliche 35mm-Filme im Filmzelt zu sehen. So bleibt zu hoffen, dass in diesem Jahr noch mehr Zuschauer als in den Vorjahren den Weg in das Filmzelt finden - die Zuschauerzahlen des "Indoor"-Programms haben sich in den vergangenen vier Jahren immerhin schon mehrmals verdreifacht.

Wir sind zuversichtlich, dass dieser Trend im Zuschauerverhalten auch in diesem Jahr anhält. Worauf sich die Frage nach dem Trend der Kurzfilme stellt - eine beliebte Frage etwa bei der alljährlichen Pressekonferenz und nicht immer eine leicht zu beantwortende. Ist doch unser aller Liebe zum Kurzfilm vor allem auch in dessen Vielseitigkeit und in dessen immer neuen, überraschenden Gesichtern begründet. Ein paar Dinge in der Programmauswahl 2002 sind sicherlich auffällig und für das diesjährige Festival charakteristisch, ohne gleich einen Trend zu begründen. Dazu zählt etwa, dass die britischen Filme in diesem Jahr extrem stark sind (z. B. Hero, Best Man, Invasion) und auch, wenn sie wie beispielsweise "At Dawning" Komödienform wählen, zumeist durchaus tiefgründig sind. Eher schon ein Trend über die Jahre hinweg ist, dass osteuropäische Filme in Weiterstadt noch stärker vertreten sind als bisher. Genannt seien etwa die Kurzspielfilme "On The Road" und "Pout" aus der Tschechischen Republik, die Dokumentarfilme "Maszer" und "Moglem Byc Czlowiekiem" aus Polen und eigenwillige Animationsfilme aus Russland und der Ukraine. Dies liegt allerdings vor allem daran, dass osteuropäische Länder das Fastival mehr und mehr entdecken, und nicht an einer Veränderung dar Kurzfilmlandschaft. Ein dritter auffälliger Schwerpunkt in diesem Jahr ist dis große Vielfalt an Animationsfilmen, vom kurzen Gag zum experimentellen Kunstwerk, von Kakaopulveranimation ("Bedient") über klassischen Zeichentrick bis hin zu modernster Computeranimation.

Dennoch: eines zeichnet sich nicht nur nach Betrachtung aller Filme im Programm, sondern auch aller von der Auswahljury gesichteten Beiträge deutlich ab. Der 11. September hat seine Spuren auch in der Kurzfilmszene nachdrücklich hinterlassen. Das merkt man indirekt an der rapiden Abnahme an actionlastigen Gewaltdarstellungen, Explosionen und Schießereien in den Kurzfilmen, das merkt man direkt an den vielen Filmen (vor allem Videos), die sich nicht nur mit diesem Ereignis, sondern auch mit zahlreichen anderen Brandherden der Weltpolitik beschäftigen, was in den Vorjahren kaum der Fall war. Und vor allem auch an all den Filmen, die in diesem Jahr die mediale Wirklichkeit und die Rezeption von Fernsehbildern hinterfragen. Schade, dass viele der Filme, die sich mit dem 11. September direkt beschäftigen, nicht vermeiden, sich immer und immer wieder der Bilder der in den WTC-Türmen explodierenden Flugzeuge zu bedienen, und dies häufig auf eine Art und Weise, die uns von der Aufnahme dieser Filme in das Festivalprogramm dann doch absehen lies. Einige haben uns jedoch überzeugt, wir hoffen - wie bei allen Filmen im Programm -, dass viele der MacherInnen anwesend sind und dem Publikum die Möglichkeit zur Diskussion geben. Denn der direkte Kontakt Filmemacherlnnen - Publikum war uns für unser Festival schon immer wichtig - und ist im Filmzelt im Übrigen noch wesentlich besser möglich als abends bei den großen Open Air Veranstaltungen.

Noch einmal zurück zur "Best of"-Veranstaltung am Montagabend: diese bleibt auch im Jahr 2002 die einzige eintrittspflichtige Veranstaltung des Filmfests. Wir sind mit dem Eintritt von 1S DM auf 7,50 Euro gegangen. Bei den anderen Veranstaltungen freuen wir uns weiterhin über jede Spende, über jeden verkauften Katalog über jede aus der Grillhütte ausgegebene Hirschwurst (von 3 DM auf 1, 50 Euro) und jedes gezapfte Bier (das Catering führen wir wie stets komplett in Eigenregie durch): nur darüber lässt sich solch eine Veranstaltung finanzieren. Vor allem für die freiwilligen Spenden am Eingang sind wir immer äußerst dankbar! Diese Spenden sind es, die das Filmfest am Leben erhalten, denn alleine schon die Technik, die für das Festival gemietet (und versichert) werden muss, verschlingt Unmengen an Geld - mehr, als ohne Spenden zur Verfügung steht.

Dank auch für die Unterstützung durch Stadt, Land, Kulturpartner, Sponsoren und Anzeigenkunden; vor allem auch herzlichen Dank all den Privatpersonen, die durch ihren tatkräftigen Einsatz Vor- und Nachbereitung sowie die Durchführung des Filmfests ermöglichen. Das Land Hessen hat den Etat für die Filmfestivals in diesem Jahr deutlich erhöht, sodass unsere Förderung durch das Land nach den seit 1994 vorgenommenen Kürzungen im Jahr 2002 nur noch um ca. 7000,- Euro unter dem Gesamtbetrag der in der Vergangenheit erfolgten höchsten Förderung für das Open Air Filmfest und das Filmzelt liegt. Womit wir optimistischer in die Zukunft blicken können als in den Vorjahren, aber immer noch auf die Spendierfreudigkeit des Publikums angewiesen sind. Sehr erfreulich auch, dass die Erhöhung der Landesgelder ebenso unseren Kollegen in Wiesbaden, Rüsselsheim, Kassel, Marburg, Frankfurt und Höchst zugutekommt. Hierfür gebührt unser Dank sowohl den entscheidenden Stellen im Hessichen Ministerium für Wissenschaft und Kunst wie auch dem äußerstaktiven Verbund der Hessischen Filmfestivals, in dem wir Mitglied sind (eine etwas längerfristige Planungssicherheit für die Festivals auch über die Jahre muss nun das nächste Ziel des Verbundes in Zusammenarbeit mit dem Land Hessen sein). Ein zweiter Verbund, der in diesem Jahr gegründet wurde und in dem wir ebenfalls Mitglied sind, sei an dieser Stelle auch erwähnt: die AG Kurzfilm, in der zur Zeit 11 Festivals und Filmhochschulen vertreten sind; die in Deutschland längst überfällige Interessenvertretung für den Kurzfilm.

Dieser steht bei uns auch im 26. Jahr (zumindest bis 25 Uhr) im Mittelpunkt, garniert mit ein paar Zutaten, die das Festival im ganzen so richtig schmackhaft machen. Da gibt es die 24-Uhr-Veranstaltungen am Zelt, jelkin e/ectronics und jelkin filmlounge, für alle, die am Ende des Programms noch nicht genug haben und für alle, die gegen Programmende auch noch etwas anderes erleben wollen. Da ist der 6. Weiterstädter Filmhirsch, der am Samstagabend vergeben wird: 12 Kandidaten konkurrieren um die Publikumsgunst in einem Wettbewerb, der so ausgewogen wie selten zuvor einen Überblick über das Super-8-Schaffen bietet. Da sind die Gastmoderatoren von der Cinema Concetta Filmförderung, die am Sonntagabend die drei Preisträgerfiime des diesjährigen (mittlerweile bereits 9., und wir freuen uns auf die Jubiläumsedition im nächsten Jahr!) Satirischen Kurzfilmtags Rüsselsheim wieder persönlich vorstellen werden. Da gibt es ein Kurzfilmprogramm für Kinder am Samstagvormittag im Filmzelt. Da gibt es erstmals ein Fußballspiel: nach der Aufführung des Films "Hau rein ist Tango" beim 25. Open Air Filmfest vereinbart wird sich nun am Samstag Mittag zeigen, ob die Kölner Gruppe oder das Team der Mitarbeiterinnen des Filmfests besser am Ball sind. Da sind selbatverständlich auch wieder vier Live-Bands, die jeweils das Open Air Programm einleiten, bis es ausreichend dunkel für die Filme ist.

Und Filme sind es in diesem Jahr 189 an der Zahl - viel Spaß dabeil

Euer Filmfestteam

PS.: Auch das Kommunale Kino Weiterstadt gibt es selbstverständlich noch, allerdings wird es diesmal nicht wie gewohnt gleich Anfang September wieder öffnen, da wir zur Zeit umbauen. Für das genaue Öffnungsdatum und das Programm: öfter mal auf www.weiterstadt.de/koki nachschauen.